Wanderlandschaften durchziehen das Musée Courbet

Auguste Renoir, Chemin montant dans les hautes herbes, vers um 1875 Musée d‘Orsay © Photo Josse / Bridgeman Images

In Ornans, entführt uns Wanderlandschaften auf den Spuren von Rousseau, Courbet, Renoir, Cézanne und den anderen.

Die Welt zu Fuß erfahren, in einer Zeit – dem 19. Jahrhundert – in der die Geschwindigkeit langsam auftaucht. Das ist die Philosophie, die die rund sechzig ausgestellten Gemälde prägt. Sie illustrieren das Kredo das ab 1799 von Pierre-Henri de Valenciennes in seinen Réflexions et conseils à un Élève sur la peinture* entwickelt wurde, der sagt, dass eine Landschaft, um dargestellt zu werden, in einer absoluten Verfügbarkeit für die Welt erfahren werden muss: „Ein Künstler soll in kurzen Tagen reisen, wenn möglich zu Pferd, und meistens zu Fuß“, schrieb er. Der thematische Rundgang illustriert die verschiedenen Modalitäten dieser „Peripatos“-Aneignung der Realität, die vom rührenden Wanderstab von Gustave Courbet symbolisiert wird, der in La Rencontre, ou Bonjour Monsieur Courbet (1854) dargestellt wurde: In dieser ikonischen Komposition, steht das rustikale Accessoires dem raffinierten Spazierstock von Alfred Bruyas gegenüber, was den Maler der Felder seinem Mäzen aus der Stadt gegenüberstellt. Im Laufe der Abteilungen, wird der Besucher zum Beispiel dazu eingeladen Seines Weges zu ziehen, den vertrauten Wegen zu folgen, die von Joseph Coosemans gezeichnet wurden – Le Chemin des artistes à Barbizon, ein Ölgemälde von 1878, das mit Sorgfalt in ausgefeilten Bildebenen ausgearbeitet wurde – oder Auguste Renoir. Mit Chemin montant dans les hautes herbes (um 1875), stellt er eine bewohnbare und einladende Natur dar, ganz im Gegensatz zu Intérieur de forêt (1836-37) von Théodore Rousseau, das im Ausstellungsteil Herumirren hängt. Im Herzen eines Pflanzengeflechts, folgt die metaphysische Reise auf die physischen Reisereien…


In den Sälen entfalten sich die möglichen Beziehungen zwischen der Landschaft und jenem, der sie darstellt: So drückt Wandern im Vertrauten die intime Beziehung aus, die Léon Fréderic zu den Ardennen unterhält (Les grandes ombres, 1894, ein schönes Spiel zwischen einem Himmel, in dem sich die Wolken ausstrecken und grünen Hügeln) oder Auguste Pointelin, der sich auf symbolische Weise „sein“ Jura in Ansichten von intensiver Strenge aneignet. Unter allen Stationen der Ausstellung bleibt man fasziniert von Wandern an der Grenze, einer Umschiffung der fließenden Grenzen zwischen einer Stadt, die ohne Unterlass wächst, und einem umgebenden Land, das nach und nach von der Urbanisierung aufgefressen wird. Der Übergang zwischen den beiden Universen geschieht zu Fuß, einige zeigen Paris aus der Ferne, wie Jean-François Raffaëlli (Chiffonnier allumant sa pipe, 1884), andere erkunden die Zwischenräume, eine Art von „Nicht-Orten“ die die Omnipräsenz der Vororte ankündigen, die wie Pilze aus dem Boden schießen. Wir sind verführt von Route de Gennevilliers (1883) von Paul Signac, einem Gemälde, das noch impressionistisch ist, in dem er sich für einen Raum interessiert, der vom Menschen geformt wird, der einige lustige Tupfer beibehält, aber ein Gefühl von starker Trostlosigkeit erzeugt.


Im Musée Courbet (Ornans) bis zum 19. Oktober
musee-courbet.fr

> Parallel dazu entfaltet sich das Echozimmer von Eva Jospin im Atelier Courbet, Herumschlendern zwischen Raum und Zeit

* „Überlegungen und Ratschläge an einen Schüler zur Malerei“, keine deutsche Übersetzung des Buches bekannt (Anm.d.Übersetzerin)

Das könnte dir auch gefallen