Jubiläumsfeier mit Tinguely100 in Basel
Anlässlich seines hundertsten Geburtstags in diesem Jahr, erinnert die vielförmige Veranstaltung Tinguely100 an sein Werk und sein Erbe.
Wie seine zweite Ehefrau, Niki de Saint Phalle, Schöpferin der berühmten Nanas, hat Jean Tinguely (1925- 1991) seine Epoche mit seiner Faszination für die Bewegung geprägt. Im Jahr 1960 unterschrieb er die Erklärung der Nouveaux Réalistes („Neuen Realisten“), die sich für eine „poetische Wiederverwertung der Realität“ aussprachen, an der Seite von Yves Klein, Daniel Spoerri und César gehört der Freiburger zu den Pionieren der Kinetischen Kunst. Verrückt, lärmend oder poetisch, nähren seine innovativen Apparate die historische Überlegung zur Beziehung zwischen dem Künstler und seinem Werk. Indem sie einen Filzstift und ein Blatt Papier auf einem mobilen Untergrund verbindet, lädt die Méta-Matics n° 1 (1959) den Besucher dazu ein an einer interaktiven künstlerischen Aktion teilzunehmen, die darauf abzielt „mit Schwung, Wut oder Eleganz schöpferisch tätig zu sein“, was den Sinn und die Wirkung der originellen kreativen Geste hinterfragt.
Während in ganz Europa zahlreiche Ausstellung gezeigt werden, ist das Museum Tinguely das Epizentrum des Jubiläums. Neben der Ausgabe von l’univers tinguely, das den Reichtum einer vielgestaltigen Arbeit offenbart, präsentiert die Basler Institution ihre unglaubliche Sammlung, die ständig erweitert wird, unter dem Schlagwort La roue = c’est tout (bis 2026). Am eigentlichen Geburtstag des Künstlers organisiert das Etablissement ein großes Fest im idyllischen Rahmen des Solitude-Parks. Über die traditionellen Kuchen und Animationen hinaus, kündigt sich die Vernissage der Scream Machines, einer Installation, die vom Tausendsassa Rebecca Moss, Anhängerin des Absurden und Augustin Rebetez, Erbe der Art Brut ausgehend vom Crocrodrome von Zig et Puce, erfunden wurde, als Höhepunkt der Feierlichkeiten an. Unter diesem Pseudonym, das dem Heldenduo des Comicautors Alain Saint-Ogan entliehen war, präsentierte sich ein Künstlerkollektiv zu dem Tinguely gehörte. Ein komisches Gebäude, halb Schiff, halb Höhle, halb Palast mit monumentalen Dimensionen, das Crocrodrome wurde dem Publikum im Jahr 1977 bei der Eröffnung des Centre Pompidous in Paris präsentiert. Im Erdgeschoss entdeckte der Besucher einen riesigen Flipper von Bernhard Luginbühl. Im Zwischengeschoss fuhr ein kleiner Geisterzug, der an jene der Jahrmärkte erinnerte. Und schließlich trug die obere Plattform die Motoren und Strukturen, die das Ensemble artikulierten, insbesondere den beeindruckenden Drachenkopf von Niki de Saint Phalle. Verspielt und absurd, adressierte sich das Instrument gleichzeitig an Kinder und Erwachsene, „der Rollentausch“ wurde begünstigt. Das Dispositiv des schweizerisch-englischen Duos nimmt die Codes der Themenfahrten auf und nimmt die Besucher mit auf eine Reise von einigen Minuten, anhand eines immersiven künstlerischen Rundgangs. Er wird bis zum 30. August funktionieren, dem Todestag des genialen Erfinders, um eine Periode abzuschließen, die den Einfluss eines Werkes, das in keine Schublade passt, auf eine neue Generation von Künstlern herauszukristallisiert.
Im Solitude-Park (Basel) bis zum 30. August
tinguely100.com
> The Birthday Party findet am Donnerstag den 22. Mai ab 18 Uhr im Solitude-Park vor dem Museum Tinguely statt, mit einem Geburtstagsmenu und verschiedenen Aufführungen
tinguely.ch