C’est dans la Vallée würdigt Rachid Taha

Rachid Taha © Marc-Antoine Serra

Für seine 15. Auflage huldigt C’est dans la Vallée Rachid Taha. Ein Blick zurück auf die Laufbahn eines zu früh verstorbenen Poeten.

Von Virginie Guérin

Rachid Taha (1958-2018) mixte Raubkopien. Dieser Freibeuter ernährte sich von den Kulturen, jenen seines kulturellen Erbes, seiner Länder und seiner Begegnungen. Gebildet, vermischte, verwebte, erfand er ohne Unterlass seine Töne, seine Doktrin: „Wechsele nicht deinen Weg aufgrund deines Namens, ändere nicht deinen Namen aufgrund deines Weges.“ Das Kind aus Algerien kam mit zehn Jahren ins Elsass, nach Sainte-Marie-aux-Mines, wo man zum Arbeiten hinkommt. Man denkt, dass man nicht dauerhaft bleibt, man kommt über die Vogesen, dann bleibt man, baut sich etwas auf. In Lyon öffnet sich Rachid, verschlingt, hört, liest und begegnet seinen ersten Weggenossen, mit denen er die Gruppe Carte de Séjour gründet. Im Jahr 1986 der erste Erfolg: Mit der Wiederaufnahme von Douce France von Trenet, schlägt er der Intoleranz, dem Rassismus und der Dummheit ein Schnippchen. Rachid lehnt jede politische Vereinnahmung ab, wie die Kategorisierung als Immigrant oder Sozialhilfeempfänger. Er ist ein Rocker, Fan von Clash, von dem er später Rock the Casbah wiederaufnehmen wird.

C'est dans la Vallée
C’est dans la Vallée würdigt Rachid Taha © Marc-Antoine Serra

Er wählt die Unternehmensfreiheit und gründet, als Reaktion auf Diskriminierungen, eine Diskothek, Les Refoulés (die Zurückgewiesenen). Bei ihm wird jeder empfangen und vor allem jene, die man woanders nicht empfängt. Er verschiebt die Grenzen, erfindet seinen eigenen Tanz, seine eigenen Worte und verkündet lautstark: „Wagt es ihr selbst zu sein!“ Anfang der 1990er Jahre. Solokarriere und neue Begegnungen, aber diesmal mit den Größten, Patti Smith, Robert Plant, Rodolphe Burger, Mick Jones, Yoko Ono, Catherine Ringer, Goran Bregović und vielen anderen. Er gibt Konzerte in der ganzen Welt, immer mit dieser gleichen wahnsinnigen Energie des Miteinanders, des grenzenlosen Einfallsreichtums und der Freude an der Andersartigkeit. Ein neuer weltweiter Erfolg im Jahr 1998 mit 1-2-3 Soleil, gemeinsam mit Khaled und Faudel, das Frankreich, den Maghreb und die ganze Welt zum Tanzen bringt, die Charts einer populären Musik erobert. Später präsentiert er eine Hommage an Elvis und Oum Kalthoum, die zwei aus Memphis, aus Orient und Okzident, dem „dés-Orient“, wie er ihn nannte, wobei er sich selbst als desorientiert bezeichnete, ein Seitenhieb auf seine fortschreitende Krankheit, die ihn am Ende tötete. Dieser Rocker ist Punk und Poet, Reisender und Einiger, Schauspieler und Maler. Ein Humanist, der sein Gegenüber als ein anderes Selbst betrachtete, nicht aufgrund seiner Unterschiede, sondern wegen seiner Unterschiede. Er passt in keine Schublade, was ihm egal ist, obwohl er darunter litt, dass einige ihn in Schubladen zu stecken versuchten, jene der Weltmusik oder des Rai. Er war ein Spötter, immer auf der Lauer nach einem Bonmot, einer witzigen Bemerkung, denn für ihn, bringen Musik und Humor die Leute zusammen!

Rachid Taha : Ya Rayah

C’est dans la vallée ist…

Auf dem Programm des Festivals stehen Konzerte, Konferenzen, Diskussionsrunden, eine Ausstellung mit Archivdokumenten, die Erscheinung eines Albums des Couscous Clans – Duo zwischen Rachid Taha und Rodolphe Burger – das auf der Basis von Live-Aufnahmen realisiert wurde! Verpassen Sie nicht den Rachid-Taha-Abend mit Acid Arab, Kenzi Bourras, Charlie O., Cheb Gero, La Louuve, Rubin Steiner… (21.10., Théâtre municipal).


An verschiedenen Orten in Sainte-Marie-aux-Mines vom 19. bis 22. Oktober (im Vorfestival vom 12. bis 14. Oktober)
cestdanslavallee.fr

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