Picasso und El Greco im Kunstmuseum Basel

El Greco, Marie-Madeleine pénitente, environ 1580-85, The Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City, Missouri

In Basel entfaltet sich ein ununterbrochener Dialog über die Jahrhunderte hinweg, den Picasso sein ganzes Leben lang mit El Greco unterhielt.


Die Faszination von Pablo Picasso (1881-1973) für die alten Meister ist bekannt: Velásquez, van Dyck, Tizian… Alle ziehen ihn in seinen Bann und Domínikos Theotokópoulos noch mehr als die anderen. Ende des 19. Jahrhunderts wird El Greco (1541-1614), der einen malerischen Synkretismus der griechisch-byzantinischen, venezianischen und spanischen Traditionen realisiert, langsam wiederentdeckt und die Geheimnisse, die seine Existenz umgeben, erlauben alle phantasmatischen Projektionen, die zu seiner Loslösung von der Epoche, in der er lebte, beitragen. Skizzen und Kopien – oder besser gesagt Bilder, die nach… gemalt sind – vom Ende der 1890er Jahre eröffnen den Rundgang. Auf einer Skizze schreibt der junge Maler sogar: „Yo El Greco“. Die Säle, die seiner Blauen und Rosa Periode gewidmet sind, demonstrieren diese Verbindung auf klare Weise: „Dass meine Figuren in der Blauen Periode sich alle in die Länge streckten, liegt wahrscheinlich an seinem Einfluss“, behauptete er. Nebeneinander gehängt sind Die Verehrung des Namens Jesu (um 1577-79) und Evokation (1901), das das Begräbnis seines Freundes Carlos Casagemas beschreibt, eine schöne Illustration dazu.

 

Die Hauptthese der Ausstellung besteht in der Behauptung, dass sich diese ausgewählte Seelenverwandtschaft über das ganze Leben Picassos hinzieht. So halten Les Demoiselles d’Avignon (1907) Zwiesprache mit der Marienkrönung (um 1592). Über die Jahrhunderte hinweg bauen sich subtile Brücken auf, zwischen der Bühnenwirkung der Bildkomposition und der Reduktion der Raumtiefe. Findet man in El Greco den Ursprung des Kubismus? Die Theorie ist verführerisch und nährt sich von den Parallelen – Der heilige Bartholomäus (um 1610-14) steht dem Dichter (1911) gegenüber – von großer Finesse: Dekomposition der Repräsentation in individuellen Oberflächen, ähnliche Posen, gemeinsame Strukturen, identische Faszination für die Ockerfarbtöne der iberischen Halbinsel… Und man verbleibt dauerhaft fasziniert von der Galerie von Aposteln, die präsentiert werden und bei welchen das innere Licht mit einem düsteren Hintergrund und fahlen Stoffen mit üppigem Faltenwurf in Kontrast steht. Man muss auch an die Worte denken, mit denen Picasso definierte, was ein Maler ist: „Ein Sammler, der sich eine eigene Sammlung aufbauen will, indem er sich die Bilder selbst malt, die ihm bei den anderen gefallen. So beginne ich und dann wird daraus etwas anderes.“ Das beweisen Spätwerke, in denen der „alte Meister“ einen Dialog mit seinen Vorgängern eingeht: So steht auf der Rückseite des Mousquetaire (1967) die Inschrift „Domenico Theotocopulos van Rijn da Silva“, wie eine letzte Hommage an eine heilige Dreifaltigkeit der Malerei.


Im Kunstmuseum Basel | Neubau bis zum 25. September
kunstmuseumbasel.ch

> Im Rahmen der Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit dem Theater Basel die Tanzperformance Hidden Matter von Rachelle Scott (09.-17.09.) uraufgeführt
theater-basel.ch

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