Aufrichtige Seele: Hoshi singt für Liebe und Toleranz

Mit Étoile flippante besingt Hoshi weiterhin die Liebe und die Toleranz und setzt dabei ihren Kampf gegen Homophobie fort.

Étoile flippante ist eine Neuauflage von Sommeil Levant, mit zusätzlichen 13 Titeln, die immer noch genauso persönlich sind. Wie ist ihre Beziehung zum Schreiben?
Wenn ich schreibe mache ich mich nackt. Die Musik ist der Ort, an dem ich ganz ich selbst sein kann, ohne zu lügen. Sie erlaubt es mir dieses Gehirn frei zu machen und dieses zu volle Herz und, ich hoffe es, den anderen zu helfen, ihre Schmerzen zu lindern. An dem Tag, an dem ich nicht mehr aufrichtig sein kann, höre ich auf.

Auch ihre Großmutter mütterlicherseits singt auf diesem Album…
Meine Babouchka ist eine sehr wichtige Person, deren Kraft mich im Alltag inspiriert. Sie ist mein Bezugspunkt und mein Schutzengel. Mit ihr im Studio zu singen – mit ihr, die nie Kopfhörer aufgesetzt hatte – war einer der schönsten Momente meines Lebens!

Im Titel, der den gleichen Namen wie das Album trägt drücken Sie ihre Ängste aus, insbesondere jene „das sie aus dir eine böse Person machen“. Wer versteckt sich hinter „sie“?
Alle boshaften Menschen, die mir das Recht verweigern, zu sein, wer ich bin. Nach den Victoires de la Musique 2020, bei denen ich Amour Censure gesungen und Live auf France 2 eine Tänzerin geküsst habe, wurde ich angegriffen, von tausenden Hatern mit dem Tod bedroht. Das ist eine wirklich Angst einflössende Erfahrung… und schwer wegzustecken. Ich habe manchmal Angst ins Trudeln zu geraten, mich von ihrem Hass erfassen zu lassen und selbst bösartig zu werden.

Was hat Sie dazu bewegt ihre sexuelle Orientierung öffentlich zu machen und sich gegen Homophobie zu engagieren?
Ich war als Jugendliche Opfer lesbenfeindlicher Angriffe. Das sind Ereignisse, die ich jahrelang verdrängt habe, bevor sie in Form eines Albtraums wieder an die Oberfläche kamen. Meine Verletzungen auf diesem Doppelalbum in Lieder zu packen, war eine Art mich zu befreien und sie ein Stück weit zu heilen.

Sind Sie sich bewusst, dass Sie ein Modell für junge LGBTQI+ sind?
Ich bin vor allem die Zielscheibe eines Hasses geworden, der in Frankreich immer noch sehr präsent ist. Das ist schwierig zu tragen. Aber wenn ich alle diese Nachrichten von Jugendlichen – und Eltern! – erhalte, die mir dafür danken, dass ich ihnen geholfen habe, zu sich zu stehen und sich anzuvertrauen, sage ich mir, dass es das wert ist.

Sie wurden ebenfalls vor Kurzem vom Kolumnisten Fabien Lecœuvre für ihr Aussehen attackiert. Wie analysieren Sie seine Aussage?
Es ist ein reiner Sexismus, der leider in der Musikindustrie noch zu präsent ist. Aber die Dinge sind dabei sich zu ändern: Die Tatsache, dass zahlreiche Persönlichkeiten sich gegen ihn geäußert haben, beweist das.

Sie haben enthüllt, dass Sie an der Menière-Krankheit leiden und Probleme mit dem Innenohr haben? Haben Sie Angst davor eines Tages mit der Musik aufhören zu müssen?
Ich habe 40% meiner Hörkraft in den letzten Jahren verloren. Der Rhythmus der Tourneen musste also auf 2 Konzerte pro Woche verlangsamt werden. Das ist ein bisschen einschränkend, aber ich lerne damit zu leben. Und selbst wenn ich eines Tages gezwungen bin auf die Bühne zu verzichten, wird mich das nicht daran hindern weiterhin zu schreiben und Platten zu produzieren.


Im Centre des Congrès-Espace L.A.C. (Gérardmer), am Samstag den 23. Oktober, in der Rockhal (Esch-sur-Alzette), am Freitag den 29. Oktober, im Théâtre de Champagne (Troyes), am Samstag den 30. Oktober, im Zénith (Straßburg), am Donnerstag den 31. März 2022, in Les Arènes (Metz), am Freitag den 1. April 2022, im Zénith (Dijon), am Freitag den 6. Mai 2022

joandco.fr

Erschienen bei Jo & Co

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