Auf den Spuren der Modells mit Catwalk im Vitra Design Museum
Mit Catwalk durchstreift das Vitra Design Museum die Laufstege und erkundet The Art of the Fashion Show, von den intimen Präsentationen vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis zu den Riesenshows von heute.
Jeder erinnert sich an Bilder außergewöhnlicher Momente: Das zehnjährige Jubiläum von Jacquemus, das mit einer Show in den Lavendelfeldern in der Nähe von Valensole gefeiert wurde, der Provence, aus der der Modeschöpfer stammt (2020), die von Chanel organisierte Demonstration – mit Slogans wie „Make Fashion Not War“, „History is Her Story“, etc. – in einem Bühnenbild, das einen Boulevard von Haussmann unter der Glaskuppel des Grand Palais rekonstituierte, das Ganze mitten in einer Woche der sozialen Bewegung (2015), die Schaffung eines blauen Schmuckkästchens durch Balenciaga, eines echten imaginären Europäischen Parlaments in einem Schuppen in Saint-Denis (2020). Man könnte die Beispiele für Modenschauen vervielfachen, die ebenso der Gesellschaft des Spektakels zuzuordnen sind, wie dem mondänen Ritual, dem künstlerischen Happening oder der Bekräftigung ästhetisch-politischer Positionen, wobei sie das was im Grunde nur ein profitgieriger Akt ist – Modelle zu präsentieren um den Kaufimpuls auszulösen – in ein Gesamtkunstwerk verwandeln, in dem Theater, Architektur, Bühnenbau, Choreographie, Licht, Musik, etc. zusammengeführt werden um einen komplexen Erzählraum zu konstruieren. Es ist die Geschichte dieser Metamorphose, die hier erzählt wird (anhand von Videoaufnahmen, Photographien, Objekten und Konsorten) in einer Ausstellung, die in jeder Hinsicht begeisternd ist.
Sie beginnt mit dem 20. Jahrhundert: Eine fachkundige Versammlung von sorgfältig ausgewählten eleganten Damen drängt sich in den Ateliers von Charles Frederick Worth oder Paul Poiret um die Kleidungsstücke der Saison zu entdecken. Erzählungen nehmen Gestalt an, wie jene der Chanel-Models (die von der Magie der Spiegel vervielfältigt werden, was auf eigenartige Weise an Akt, eine Treppe herabsteigend Nr. 2 von Duchamp erinnert) die in den 1930er Jahren über die Art-Déco-Stufen der Rue Cambon herabsteigen. Man ist sprachlos vor dem Théâtre de la Mode, einer Wanderausstellung, die 1945 entworfen wurde, mit von Drahtpuppen getragenen „Miniatur-Kollektionen“, ein symbolischer Ausgangspunkt einer Bewegung, die die Modenschauen immer mehr inszenieren wird. Der Besucher folgt diesem Epos mit seinen essentiellen Daten, wie der „Battle of Versailles“ (1973), einem fashion fight club zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten, der den Durchbruch des Prêt-à-porter bedeutete, oder einer Versace-Schau (Herbst/ Winter 1991) in der Cindy Crawford, Naomi Campbell, Linda Evangelista und Christy Turlington Freedom von George Michael singen, Symbol der Herrschaft der „Supermodels“. Und man stellt fest, dass sich Mode und gesellschaftliche Veränderungen gegenseitig beeinflussen, eine Durchlässigkeit, die von den neuesten Entwicklungen der Präsentationen illustriert werden.
Im Vitra Design Museum (Weil am Rhein) bis 15. Februar 2026
design-museum.de




