Africa Simply the Best: Intime und erschütternde Kreationen

Photos de ANKATA / Serge Aimé Coulibaly (BANBALI 100 fin & La Quatrième)

Die Preisträger der fünften Ausgabe des Wettbewerbs Africa Simply the Best werden in Luxemburg präsentiert, anhand intimer und manchmal grausamer Geschichten. 

Der Wettbewrb, der im Jahr 2015 vom Choreographen Serge Aimé Coulibaly ins Leben gerufen wurde, dem künstlerischen Leiter der Kompanie Faso Danse Théâtre und Gründer von ANKATA, eines Vereins in Burkina Faso, mit zahlreichen Aktionen, die unter anderem darauf abzielen lokale und afrikanische Künstler zu fördern, stellt die Biennale Africa Simply the Best die Talente des Kontinents anhand ihrer Solopräsentationen ins Rampenlicht. Während die fünfte Ausgabe der Veranstaltung im Jahr 2023 in Bobo-Dioulasso stattfand, beginnen die ausgewählten Tänzer nun ihre Europa-Tournee. Unter den drei Gewinnern findet man den Togolesen Koffi-Kégou Afiadegnigban mit La Quatrième. Er interessiert sich für die Frage der Polygamie – er stammt aus einer Familie, die aus fünf Frauen und dreiundzwanzig Kindern besteht – und taucht in seine Kindheit ein, befasst sich mit den Gefühlen der Rivalität und der Eifersucht. Während die Erzählung in fast kompletter Dunkelheit beginnt, erhellt das Licht nach und nach seine minimalistische Umgebung, in der vier rötliche Backsteine aufeinandergestapelt sind. Nachdem er sich auf sie stützt und langsam, den Kopf hin und her werfend, um sie herum kreist, zieht er sein T-Shirt aus, rollt es zu einer Kugel, die er auf seinem Kopf platziert. Einer nach dem anderen werden hierauf die Backsteine installiert, in einem Gleichgewicht, das auf den ersten Blick zerbrechlich erscheint… Und trotzdem durchquert der Tänzer ohne zu zögern die Bühne, macht stehend oder auf den Knien große Kreisbewegungen mit den Armen. Perfekt unbeweglich werden die Ziegelsteine anschließend auf den Boden gelegt, zerbröseln während er von einem zum anderen springt, seinen Weg sucht, begleitet von tiefen Atemzügen und der Elektromusik von Shrine West, einem Stück des englischen DJs Forest Swords. 

Chute Perpétuelle, das zweite choreographische Stück, erkundet seinerseits die Vergangenheit von Aziz Zoundi aus Burkina Faso. Im Angesicht der Kritik und der Vorurteile, denen er begegnete, als er seine Künstlerkarriere begann, schöpft er seine Kraft aus der Beziehung, die er zu seiner Tante unterhielt, die an Krebs starb. Auf dem Boden liegend, während das Geräusch eines unangenehmen Windes zu hören ist, heben sich seine Glieder, wie in Trance, bevor sie zu Zittern beginnen und mitten in einen epileptischen Anfall eintauchen. Die Krankheit durchzieht das gesamte Stück, mal wenn er sich auf Bauch und Herz schlägt, oder wenn er sich zwingt aufrecht zu stehen, bevor er schließlich umfällt, wieder und wieder, wie eine Stoffpuppe, während sich das klagende Cantus Lamentus des tunesischen Sängers Dhafer Youssef erhebt. Und schließlich liefert die Malierin Kadidja Tiemanta mit BANBALI 100 fin eine herzzerreißende Hommage an ihre Mutter, die an Parkinson erkrankt ist, mit abwechselnd zittrigen und zwanghaften Bewegungen inmitten von ritueller Musik, vor verdrillten Vorhängen, in die sie sich im Zuge ihrer Suche nach Halt schließlich einrollt. 

Im Grand Théâtre (Luxemburg) am Freitag den 23. und Samstag den 24. Mai 
theatres.lu 

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