Didon et Énée: Interpretation zwischen Streetdance und zeitgenössischem Tanz
Blanca Li liefert ihre Interpretation von Dido und Aeneis, der verhängnisvollen mythologischen Idylle, in der Streetdance und zeitgenössischer Tanz sich verbinden.
Im Jahr 2024, nachdem sie die Oper Dido and Æneas für den Dirigenten William Christie choreographiert hatte, nimmt Blanca Li die Musik mit, die vom Barockensemble Les Arts Florissants aufgenommen wurde und stellt sich die Aufgabe deren Emotionen in einer Ballett-Version wiederzugeben. Im Originalwerk von Purcell (1689) traf der Librettist Nahum Tate die Wahl sich auf den Gesang und seine Kraft zu konzentrieren, eher als auf die Erzählung und die Ereignisse des Mythos von Vergil. Die spanische Choreographin folgt einem identischen Weg, bemüht sich darum die symbolische Dimension der Bewegungen zu verstärken. Die Begegnung und die tragische Liebesgeschichte zwischen der legendären Gründerin und Königin von Karthago, Dido, und dem zukünftigen Gründer von Rom, Aeneas, bringt so zehn Tänzer auf die Bühne, die abwechselnd die beiden Helden interpretieren, die berühmten Verschwörungs-Hexen und Belinda, Schwester und Vertrauensperson der Königin. Alles beginnt vor einem schwarzen Hintergrund, zum Klang eines Cembalos. Mit Anmut erhebt sich die Gruppe in einem Lichtschein, imitiert Geigen-und Cellospieler, als Anspielung auf die originelle Melodie. Die nackte, äußerst strahlende Bühne, wirft ihre Spiegelbild zurück, ein Bühneneffekt, der das gesamte Stück über genutzt wird und der von Anfang an die Zweifel und Dilemma der Figuren wiedergibt. Ein Mann hebt sich hervor – Aeneas –, sofort in ein helles und klares Licht gestellt. Von der Stimme seines Alter Egos Renato Dolcini getragen, des Baritons, der ebenfalls den Protagonisten interpretiert, führt er großzügige Armbewegungen aus, zu denen seine Geliebte bald einstimmt.
Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr verändert sich das Bühnenbild. Der Vorhang im Bühnenhintergrund öffnet sich für einen blauen, orangenen oder gräulichen riesigen Bildschirm, ein Ausdruck der entstehenden Gefühle, die leidenschaftlich und dann enttäuscht werden. Wasser, das auf den Boden geschüttet wir akzentuiert die traumhafte Atmosphäre und bietet der Truppe die Möglichkeit Figuren aus dem Streetdance auszuführen. Wieder zusammengeführt, sind Dido und Aenaes bald eingezwängt zwischen den Tänzern, die auf ihren Füßen liegend, den Eindruck vermitteln ein schlagendes Herz zu imitieren. Als Gefangene ihrer Leidenschaft, beginnt das Paar eine laszive und explizite Parade, in totaler Stille, bevor die Dunkelheit um sie herum einbricht. Dido erscheint schlussendlich wieder, das Gesicht in den Händen versteckt. Voller Scham darüber der Versuchung erlegen zu sein, obwohl sie nach dem Tod ihres Ehemannes geschworen hatte, nie mehr zu heiraten, kämpft sie gegen die Anziehungskraft, hindert sich daran die Hände auf das Gesicht ihres Liebhabers zu legen. Bei einer Szene, die auf perfekte Weise die gegensätzlichen Gefühle zeigt, die sie übermannen, wird ihr Widerstand das Schicksal dennoch nicht aufhalten, das wirklich etwas anders für sie vorgesehen hat.
In La Coupole (Saint-Louis) am Freitag den 26. September
lacoupole.fr
> La Coupole feiert über die gesamte Spielzeit hinweg auch ihr 25jähriges Jubiläum