Yo soy jazz

Photo de Alejandro Azcuy

Der Pianist Roberto Fonseca bringt Yesun heraus, sein neuntes Album mit überraschenden Assoziationen. Zwischen Jazz, Klassik und Rap liegt nur ein Fingersatz.

Der aus Havanna stammende Roberto Fonseca ist eine der Galionsfiguren der zeitgenössischen kubanischen Musik. Mit seinem aktuellen Album Yesun spielt der Jazzman nach Yo (2012), Soloalbum, das ihm zum Durchbruch verhalf, erneut mit seinen afroamerikanischen Wurzeln. Seine Musik ist ebenso gemischt wie zu seinen legendären Anfängen im Buena Vista Social Club. Ein betörender Cocktail, bald modern, bald traditionell, wie eine kosmopolitische Stadt, denn er hat sich für diese Platte mit dem Schlagzeuger Raúl Herrera und dem Kontrabassisten Yandy MartÍnez Rodriguez, einem langjährigen Freund, zusammengetan. Seine Gäste? Der Trompeter Ibrahim Maalouf, die Rapperin Danay Suárez oder auch der Chor GEMA4. Sie nehmen uns in ein breitgefächertes Universum mit, von der Energie des Rap und des Mambo made in Kuba zum Blechbläser-Jazz aus dem Mittleren Orient. Ausgetretene Pfade zu verlassen erlaubt es dem Pianisten den Klassiker von Por Ti, eine Komposition, die sich von Mozart, Chopin oder auch Scriabine inspirieren lässt, mit dem Progressive Rock von Cadenas zu verbinden. Mambo pa la ni a seinerseits bietet eine teuflische Pause voller elektronischen Einflüssen, die mit unerwarteten psychedelischen Phasen überraschen. Bei Vivo erteilt er dem Saxophon von Joe Lovano das Wort, in einem Duo, von dem man denken könnte es sei improvisiert, denn es klingt flüchtig, ehrlich und spontan.
Das Werk ist das Ergebnis von Kollaborationen, die uns in ein Kuba ohne musikalische Grenzen versetzen, Ocha ist eine Blase für Roberto Fonseca. Ohne Kunstgriffe ist dieser Titel eine Vitrine für seine technische Beherrschung. Der Funk des Basses, der der Melodie ihren Rhythmus verleiht wird von der Virtuosität des Pianisten destrukturiert, der seinen Gefühlen freien Lauf lässt. Auch wenn die Melodie melancholisch ist und eine gewisse Inbrunst ausstrahlt, beinhaltet sie einen Hauch von Säure, neben dem warmen AGGUA, das zum Mambo-Tanz verleitet und Llamada, das von den Stimmen des Chors GEMA4 abgerundet wird. Die junge Generation wird dazu angehalten, unter dem wohlwollenden Blick der Traditionen, vom Leben zu pro tieren. Der Clip zu AGGUA erwähnt die Figur der Yemayá, einer afrikanischen Wassergottheit, einer Mutter, die über ihre Kinder in Form des Regens und die Musiker in Form ihres Schweißes wacht. Indem er für Cadenas Danay Suárez einlädt, verleiht der Künstler seinem Album Authentizität und Entfaltung. Das Duo rät der Jugend ihre Seele zu nähren und dabei stolz die eigenen Wurzeln weiterzutragen. „De Cuba yo soy“, skandiert er in Kachuche. Roberto Fonseca amüsiert sich, schöpft aus seinen Tourneen und Einflüssen um seine Titel zu komponieren und uns sein Land zu erzählen. „Es liegt Rumba in der Luft“ sang Souchon. Der Jazzman seinerseits spielt sie am Klavier. Und dann schaltet sich Motown ein, mit einem Elektro-Synthesizer, der uns für einen Moment in die Siebziger versetzt, im Angesicht von Bowies Space-Rock.


Im Moods (Zürich),
 am Dienstag den 20. Oktober
Im Tollhaus (Karlsruhe),
 am Mittwoch den 21. Oktober
Im Espace Vélodrome (Plan-les-Ouates), am Donnerstag den 12. November
Im Bee at (Bern), am Sonntag den 29. November
Im Kunstmuseum (Basel), am Mittwoch den 30. Juni 2021 im Rahmen des Jazzfestivals Basel

robertofonseca.com

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