Curio Part II, zweite Veröffentlichung von Duo AllttA

© David Gallard

Mit dem Erscheinen von Curio Part. II, dem zweiten Teil des im Mai erschienenen Albums, setzt das französisch-kalifornische Duo AllttA seine Symbiose zwischen Hip-Hop und Elektromusik fort. 

Ende März veröffentlichte AllttA auf Twitter eine Version der Single Savages, mit einem featuring von Jay-Z… ohne Jay-Z! Sylvain Richard aus Nantes, alias 20syl, ehemaliger DJ und Beatmaker von C2C oder Hocus Pocus, und sein Komplize, der Rapper Mr. J. Medeiros, der mit The Procussions im unabhängigen amerikanischen Hip-Hop entdeckt wurde, haben wie eine Bombe in der Debatte um KI eingeschlagen und im Milieu einen Sturm der Panik provoziert. Fünf Millionen Aufrufe in einem Wimpernschlag und Original-Lyrics, die sich bis zur Verwechslung mit der falschen Stimme von Shawn Corey Carter mischen und alle in das goldene Zeitalter des kids aus Brooklyn in den Neunzigern zurückversetzen. Der Titel wird schlussendlich nicht vermarktet, existiert nur in seiner Originalversion, ohne Inanspruchnahme technologischer Manipulation. Er hat auf jeden Fall den Verdienst sowie die künstlerische als auch die juristische Debatte eröffnet zu haben (Urheberrechte, Bildrechte, geistiges Eigentum…). Jenseits des – schlechten? – PR-Gags bringt die Gruppe ein Doppelalbum (im Mai und im September) heraus, mit organischen Texturen und elektronischen Rhythmen, die ebenso überraschend sind mit ihren Psychedelic-Rock-Abstechern à la Queen (Victim), indischen und futuristischen Tönen (Honorifica), wie mit geschickt unerhörten und effizienten bangers (Firing-up). 

Falcon Heavy | AllttA

Das eigensinnige Ritornell von Taller than all of them bietet einen Pop-Star-Refrain, der fast nach Weltmusik klingt. Aber das Ensemble entfernt sich nie von einer Coolness, die zur Lebenskunst erhoben wurde (Falcon Heavon, Can’t slow down oder ein Eclair, den ein Justin Timberlake zu seiner Zeit hätte aufnehmen können). Mr. J. Medeiros präsentiert hier einen chirurgischen Flow (ein düsterer Old Block, der einen Puls nach der Art eines Henneckearbeiters beibehält, mit einer gewissen Ähnlichkeit zu Mos Def), der super effizient ist (Duel World), ebenso zuhause in turbulenten Flüssen wie in poetischen Weiten voller fröhlicher, festlicher Visionen. Und wenn 20syl, in Französisch, das Mikro übernimmt, dann für einen intergalaktischen und roboterartigen Epos, der ebenso ab- gehoben ist wie ein Bowie, der aus dem Konzept bringt und die Möglichkeiten des Genres noch ein bisschen weiter auslotet (Sleep in Peace). Die wütende Flöte von Shit Talk King und ihre retro-futuristischen elektronischen Klänge antworten auf wunderbare Weise auf einen Text, der hinausschreit: „I used to be a nice guy / But now after all the shit that I’ve been through / I could rip the fucking head off a pitbull.“ Spöttisch, fast sarkastisch, erklärt der MC ganz am Ende, dass er Hunde liebt und nur so tut, als ob er von ihnen spräche, um sich an uns zu richten! 


In La Laiterie (Straßburg) am Donnerstag den 7. Dezember, mit Simony als Vorgruppe 
artefact.org 

Erschienen bei On And On Records 
onandon-records.com 

Das könnte dir auch gefallen