Luftiger Pop für Adèle Castillon mit Crèvecœur
Die stolze Repräsentantin der Generation Z, Adèle Castillon, enthüllt Crèvecœur, ein ebenso sensibles wie freches zweites Album.
Adèle Castillon gehört zu dieser neuen Künstlergeneration, die mit der Kultur des Internets aufgewachsen ist. Das Cover ihres neuen Werkes Crèvecœur, demonstriert dies auf schöne Art und Weise: Die Sängerin verkörpert das berühmte Meme* disaster girl, das ein kleines lächelndes Mädchen zynisch lächelnd vor einem in Flammen stehenden Haus zeigt. Ein Bild, das für die Dreiundzwanzigjährige aus Nantes voller Bedeutung ist, denn sie scheint schon mehrere Leben gelebt zu haben. Youtuberin mit dreizehn Jahren, Schauspielerin drei Jahre später, findet sie schließlich ihren Weg auf den verschlungenen Pfaden der Musik. Als sie mit ihrem damaligen Partner Matthieu Reynaud das Duo Videoclub gründet, haben die beiden Verliebten einen durchschlagenden Erfolg. Vom Stück Amour Plastique getragen, exportiert sich das Paar auf die internationale Bühne. Nach der harten Landung der Trennung, lässt sich die junge Frau nicht unterkriegen und liefert solo Plaisir Risque Dépendance (2023), ein Ventil in dem sie ihre Qualen der Trennung und ihre Abhängigkeit anvertraut, die sie seitdem überwunden hat.
Von einer fast unauslöschlichen Melancholie berührt, bringt sie Crèvecœur heraus, eine immer noch genauso introspektive wie sensible Platte. Aber, wie um ein neues Selbstvertrauen zu symbolisieren, öffnet sie sich für Kollaborationen. In It Might never ends, präsentiert sie gemeinsam mit dem Briten Declan McKenna einen luftigen und rührenden Dreampop, in dem sich die Sprachen von Molière und Shakespeare vermischen. Als bekennende Rap-Liebhaberin überrascht sie mit der Einladung des Stars des französischen Drills, Gazo, auf dem Titel Ce Soir. Auf einer Produktion mit Disco-Akzenten und im markanten Kontrast ihrer Stimmen, blickt das Duo auf seine jeweiligen Abhängigkeiten zurück, die mit dem Feiern verbunden sind. Obwohl sie heute trocken ist, bleiben die „Substanzen“ ein wiederkehrendes Thema in der Musik von Adèle, wie beim zum Träumen anregenden und ergreifenden Subutex, in dem sie über den Zustand der Lethargie singt, der von den Opiaten erzeugt wird: „Meine Freunde tanzen / und ich bleibe / Da ist der Krach der Stille / Der in meinem Kopf erschallt“. Sie übersetzt ebenfalls ihre Gemütslagen anhand des Prismas der Liebe, einem Thema, das laut ihr, den Halt verlieren lassen kann. In ihrem Walzer Crève-cœur, beschreibt sie mit Genauigkeit das komplexe Syndrom der Krankenschwester: „Wenn du fühlst, dass deine Augenlider vor Tränen überlaufen / Werde ich sie alle trocknen, alle“, und sie suggeriert die Künstlerin als „dein Dopamin zu nehmen“. Trotz einer allgegenwärtigen Verbitterung verleihen die energievollen Elektro-Pop-Produktionen dem En- semble einen frischen Wind, zwischen Nostalgie und Lebenslust.
Bei Décibulles (Neuve-Église) am Freitag den 11. Juli, im Cabaret Vert (Charleville-Mézières) am Donnerstag den 14. August, beim Venoge Festival (Penthaz) am Samstag den 18. August und beim Golden Coast Festival (Dijon) am Samstag den 6. September
decibulles.com – cabaretvert.com – venogefestival.ch – goldencoastfestival.com
Erschienen bei Iconoclast Music
iconoclast.tv
* Bild, Video oder humoristischer Text, der im Internet weit verbreitet ist und in zahlreichen Variationen dekliniert wird.